Unterschiedliche Branchen und Marktphasen
Die vorgenannten Verfahren bauen auf den Erwartungen des Verkäufers und einem mehr oder weniger statischen, (finanz-) mathematischen Verfahren (Ertragswert, Discounted Cash Flow) oder der Vergangenheit (Substanzwert) auf. Sie berücksichtigen weder das aktuelle Marktgeschehen noch die Sicht des Käufers. Beides versucht das „Multiplikator- oder Marktwertverfahren“ mit abzubilden. Die Idee ist, den Wert von Unternehmen „einfach“ über ein Vielfaches des Umsatzes oder Ergebnisses zu bestimmen. Diese Multiplikatoren werden aus den Preisen realer Transaktionen der jüngsten Vergangenheit abgeleitet. Aber auch das ist nicht so einfach, wie die nächsten Beispiele zeigen.
- Unternehmen E verkauft Textilien in einer 1A-Lage einer deutschen Großstadt.
- Unternehmen F in Mecklenburg-Vorpommern verkauft als Onlinehändler Textilien.
- Unternehmen G produziert Rührwerke für die Chemieindustrie in Rheinland-Pfalz.
Alle drei Unternehmen erwirtschaften einen identischen Umsatz und Gewinn. Sind alle drei Unternehmen gleich viel wert? Sicherlich nicht!
Das Potenzial eines digitalen, skalierbaren Geschäftsmodells ist heutzutage sicherlich höher einzuschätzen als ein lupenrein analoges. Und wer käme auf die Idee, einen Händler mit einem Industriebetrieb gleichzusetzen? Vermutlich niemand. Hier besteht die Kunst darin,
ein mit dem zu bewertenden Unternehmen vergleichbares Set (= Peergroup) realer Transaktionen als Maßstab zusammenzustellen. Klar, dass dafür viel Erfahrung, Fingerspitzengefühl und Zugang zu einer großen Datenbasis erforderlich sind. Und wer über all das verfügt, kann noch immer keine Aussagen über die Unterschiede aus der Kapitalstruktur treffen. Diese ist aber ebenfalls relevant für die Wertbestimmung.
Fazit:
Multiplikatoren sind weit verbreitet, berücksichtigen die Käufersicht und nah am aktuellen Marktgeschehen. Sie sind einfach, branchenbezogen, haben eine hohe Bandbreite und unterliegen recht starken Schwankungen!