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Derivativer Firmenwert oder Goodwill: Wie der Firmenwert bei Unternehmensbewertungen zustande kommt

In der dynamischen Welt der Unternehmensübernahmen und -fusionen spielt der derivative Firmenwert, auch Goodwill genannt, eine entscheidende Rolle. Doch was verbirgt sich genau hinter diesem Begriff und warum ist es für Unternehmen wichtig, ihn richtig zu verstehen und zu bewerten?

Der derivative Firmenwert repräsentiert den immateriellen Wert eines Unternehmens, der über seine greifbaren Vermögenswerte hinausgeht. Er umfasst Elemente wie die Qualität des Managements, den Kundenstamm oder das Markenimage. Besonders bei strategischen Übernahmen oder Verkaufsvorbereitungen ist ein fundiertes Verständnis dieses Wertes unerlässlich.

Warum bieten manche Investoren mehr als andere?

In einer Unternehmensauktion oder einem Bietergefecht entstehen oft erhebliche Preisunterschiede, da verschiedene Käufer den Goodwill unterschiedlich bewerten. Hier ein Beispiel:

Ein IT-Dienstleister möchte ein aufstrebendes Software-Unternehmen übernehmen, das eine innovative KI-Technologie entwickelt hat. Der Substanzwert (Maschinen, Büroausstattung, Eigenkapital) des Unternehmens liegt nur bei 5 Mio. €. Doch während verschiedene Finanzinvestoren basierend auf den aktuellen Erträgen maximal 6-9 Mio. € bieten, ist ein strategischer Käufer bereit, 15 Mio. € oder mehr zu zahlen.

Warum ist das so?

  • Synergien
    Der strategische Käufer kann die Software direkt in sein eigenes Produktportfolio integrieren und seine Marktposition stärken.
  • Marktzugang
    Durch die Übernahme gewinnt er sofort qualifizierte Entwickler und bestehende Kunden, was jahrelangen eigenen Entwicklungsaufwand spart.
  • Zukünftige Erträge
    Er erwartet, dass das Unternehmen in wenigen Jahren exponentiell wächst.

Solche strategischen Überlegungen führen dazu, dass Unternehmen in Bietergefechten oft deutlich über den Substanzwert hinaus bieten – der Unterschied wird durch den derivativen Firmenwert (Goodwill) erklärt.

Dieser Leitfaden beleuchtet die wesentlichen Aspekte des derivativen Firmenwerts und beantwortet häufige Fragen: Wie wird er berechnet? Welche gesetzlichen Vorgaben sind zu beachten?

Lesen Sie weiter, um wertvolle Einblicke in die Bewertung und Bilanzierung des derivativen Firmenwerts zu gewinnen, praxisnahe Beispiele kennenzulernen und Strategien zur Risikominimierung zu erhalten. Erhalten Sie einen Einblick, wie Sie den Wert Ihres Unternehmens beeinflussen können.

Rechtliche Grundlagen des derivativen Firmenwerts

Der derivative Firmenwert entsteht bei der Übernahme eines Unternehmens, wenn der Kaufpreis den Buchwert der identifizierbaren Vermögenswerte übersteigt. Die rechtlichen Regelungen im Handelsgesetzbuch (HGB) und den International Financial Reporting Standards (IFRS) bestimmen, wie dieser Wert in der Bilanz zu führen und abzuschreiben ist.

Aktivierung des Goodwills

Gemäß § 246 Abs. 1 Satz 4 HGB sowie den IFRS muss der Goodwill als immaterieller Vermögenswert in der Bilanz angesetzt werden. Die Aktivierung ist nur zulässig, wenn der Kaufpreis die Summe der identifizierbaren und bewertbaren Vermögenswerte sowie Schulden des erworbenen Unternehmens übersteigt. Diese Differenz spiegelt den Mehrwert wider, den das erworbene Unternehmen durch bspw. seine Marktstellung, Kundenbeziehungen, Marke, Synergieeffekte, Mitarbeiterstrukturen oder spezifisches Know-how etc. bietet.

Bilanzierungsvorschriften

Nach dem Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz (BilMoG) ist die Kapitalisierung des derivativen Firmenwerts verpflichtend. Die Abschreibung erfolgt nicht planmäßig (nach IFRS), sondern im Rahmen von Wertminderungen durch regelmäßige jährliche Impairment-Tests, um die Werthaltigkeit des Goodwills zu überprüfen. Nach HGB, ist eine planmäßige Abschreibung über die geschätzte Nutzungsdauer (maximal 10 Jahre, wenn unbestimmbar) verpflichtend.

Bewertungsmethoden und Berechnung

Die Unternehmensbewertung erfordert präzise Methoden und tiefgehendes Fachwissen. Zur Berechnung des derivativen Firmenwerts kommen verschiedene Bewertungsmethoden zum Einsatz. EUROCONSIL empfiehlt, alle relevanten Verfahren in einem umfassenden Bewertungsgutachten zu berücksichtigen, um einen „Wertkorridor“ zu erstellen. Dies ermöglicht eine fundierte und ganzheitliche Bewertung, die flexibel auf unterschiedliche Kaufinteressenten reagieren kann.

Multiplikator- oder Marktwertverfahren

Dieses Verfahren bestimmt den Unternehmenswert durch ein Vielfaches des Umsatzes oder des Ergebnisses, basierend auf den Preisen vergleichbarer Transaktionen (Peer Group). Es bietet eine marktnahe Bewertung und ist besonders vorteilhaft bei Verhandlungen mit potenziellen Käufern, da es die aktuellen Marktbedingungen widerspiegelt.

Ertragswertverfahren

Das Ertragswertverfahren basiert auf den zukünftig erwarteten Erträgen des Unternehmens. Zukünftige Gewinne werden prognostiziert und auf den heutigen Wert abgezinst. Diese Methode eignet sich besonders für Unternehmen mit stabilen und prognostizierbaren Einnahmen, da sie die zukünftigen wirtschaftlichen Potenziale in die Bewertung einbezieht.

Substanzwertverfahren

Beim Substanzwertverfahren wird der Unternehmenswert basierend auf den vorhandenen Vermögenswerten abzüglich der Schulden ermittelt. Dies bietet eine klare Sicht auf die physischen und finanziellen Grundlagen des Unternehmens und ist besonders relevant bei der Bewertung von Unternehmen mit signifikanten Sachanlagen.

Durch die Kombination dieser Methoden kann eine ausgewogene und realistische Unternehmensbewertung erzielt werden, die sowohl die historische Entwicklung als auch die zukünftigen Potenziale eines Unternehmens berücksichtigt.

Der EUROCONSIL Unternehmenswertrechner: Ein praktisches Tool

Der EUROCONSIL Unternehmenswertrechner ist ein innovatives Werkzeug, das Unternehmen dabei unterstützt, den Wert ihres Unternehmens schnell zu ermitteln. Dieses Tool ist auf eine schnelle unkomplizierte Online-Bewertung ausgelegt – ersetzt aber kein fundiertes Unternehmenswertgutachten.

Vorteile des Unternehmenswertrechners

Der Rechner bietet insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen eine hilfreiche erste Indikation des Unternehmenswertes. Er basiert auf der Multiple-Method, berücksichtigt jedoch nicht vollständig alle spezifischen Faktoren wie bilanzierte Betriebsimmobilien. Daher empfiehlt EUROCONSIL, den Unternehmenswertrechner als schnelle Einschätzung zu nutzen. Nur mit einem umfassenden Bewertungsgutachtens lässt sich ein „Wertkorridor“ erstellen, der eine zuverlässig Grundlage für Verhandlungen und strategische Entscheidungen bietet.

Integration in den Bewertungsprozess

Darüber hinaus unterstützt EUROCONSIL im Bereich Unternehmenskauf, einschließlich der Begleitung von MBI-Kandidaten und Investoren bei Unternehmensübernahmen sowie der strategischen Suche nach geeigneten Unternehmen. Durch einen initialen Bewertungsprozess wird eine fundierte Entscheidungsgrundlage geschaffen, die den individuellen Anforderungen und Gegebenheiten Ihres Unternehmens gerecht wird.

Abschreibungsaspekte beim derivativen Firmenwert

Ein wesentlicher Aspekt beim derivativen Firmenwert sind die Abschreibungen. Nach den geltenden Vorschriften muss der Goodwill regelmäßig auf seine Werthaltigkeit überprüft werden, was im Rahmen des Impairment-Tests geschieht. Wird eine Wertminderung festgestellt, muss der Goodwill entsprechend abgeschrieben werden (HGB vs. IFRS), was direkte Auswirkungen auf die Gewinn- und Verlustrechnung hat.

Durchführung von Impairment-Tests

Die Abschreibungsdauer und -methode sind nicht starr vorgegeben und erfordern eine fundierte Einschätzung der wirtschaftlichen Nutzungsdauer und der zukünftigen Ertragskraft des erworbenen Unternehmens. Ein Impairment-Test umfasst die Bewertung der aktuellen Marktbedingungen, der Unternehmensstrategie und der finanziellen Leistungsfähigkeit, um festzustellen, ob der Goodwill noch gerechtfertigt ist.

Einfluss der Kapitalstruktur

Die Kapitalstruktur des Unternehmens spielt eine wichtige Rolle, da eine solide Kapitalstruktur den derivativen Firmenwert stützen und die Notwendigkeit für Abschreibungen reduzieren kann. Eine starke Eigenkapitalbasis und eine geringe Verschuldung können das Risiko von Wertminderungen verringern, indem sie finanzielle Stabilität und Flexibilität bieten.

Risikomanagement bei der Bewertung

Die Bewertung des derivativen Firmenwerts ist mit verschiedenen Risiken verbunden, von Marktveränderungen über rechtliche Unsicherheiten bis hin zu Änderungen im Wettbewerbsumfeld. Ein effektives Risikomanagement ist daher unerlässlich, um die Genauigkeit der Bewertung zu gewährleisten und potenzielle negative Einflüsse zu minimieren.

Identifikation und Bewertung von Risiken

EUROCONSIL unterstützt Unternehmen dabei, diese Risiken zu identifizieren und geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Dies umfasst die regelmäßige Überprüfung der Bewertungsannahmen und die Anpassung an geänderte Rahmenbedingungen. Durch den Einsatz von Sensitivitätsanalysen und Stresstests kann die Robustheit der Bewertungsannahmen überprüft werden, um sicherzustellen, dass der derivative Firmenwert den tatsächlichen wirtschaftlichen Verhältnissen entspricht.

Strategien zur Risikominimierung

Ein professionelles Risikomanagement minimiert Unsicherheiten und Schwankungen in der Bewertung, wodurch eine fundierte Grundlage für strategische Entscheidungen geschaffen wird. Mit dem Spezialwissen von EUROCONSIL finden Sie eine optimale Bewertung, die den Anforderungen und Erwartungen aller Interessengruppen gerecht wird. Dies umfasst die Entwicklung von Notfallplänen und die Implementierung von Kontrollen zur Überwachung der Bewertungsprozesse.

Strategische Optimierung des Goodwills vor dem Unternehmensverkauf

Unternehmensverkäufer können den Goodwill gezielt optimieren, um einen höheren Kaufpreis zu erzielen. Dazu gehört die systematische Stärkung immaterieller Vermögenswerte, die für Käufer besonders attraktiv sind.

  • Markenbekanntheit und Kundenbindung lassen sich beispielsweise durch verstärkte Marketingmaßnahmen oder strategische Partnerschaften ausbauen.
  • Langfristige Kundenverträge und wiederkehrende Umsätze erhöhen die Planbarkeit der zukünftigen Erträge und damit den Goodwill.
  • Digitale Prozesse und Innovationen in Produkten oder Dienstleistungen können den Unternehmenswert steigern, da Käufer Synergien und Wachstumspotenziale höher bewerten.
  • Eine stabile, gut dokumentierte Unternehmensstruktur mit einer zweiten Führungsebene reduziert das Risiko für Käufer und stärkt den wahrgenommenen immateriellen Wert.

Wer frühzeitig Maßnahmen zur Optimierung des Goodwills ergreift, verbessert seine Verhandlungsposition und maximiert die Chancen auf ein höheres Kaufangebot.

Der Goodwill wird oft im Rahmen der Due Diligence intensiv hinterfragt – insbesondere im Hinblick auf die Nachhaltigkeit der Erträge und mögliche Risiken. Käufer wollen sicherstellen, dass der gezahlte Mehrwert gerechtfertigt ist und keine unerwarteten Abhängigkeiten oder Schwachstellen bestehen. Ein erfahrener M&A-Berater kann dabei helfen, den Goodwill strategisch zu positionieren, frühzeitig potenzielle Kritikpunkte zu adressieren und die Verhandlungsführung professionell zu unterstützen, um den bestmöglichen Verkaufspreis zu erzielen.

Zusammenfassung

Der derivative Firmenwert oder Goodwill spielt eine entscheidende Rolle bei der Unternehmensbewertung und kann den Wert eines Unternehmens beeinflussen. Bei EUROCONSIL wissen wir, wie wichtig es ist, alle relevanten Bewertungsverfahren zu berücksichtigen, um einen genauen und optimalen Wert zu ermitteln. Unser Spezialwissen unterstützt Sie dabei, verschiedene Bewertungsmethoden zu kombinieren und so auf alle Typen von Kaufinteressenten vorbereitet zu sein.

Nutzen Sie unsere Expertise, um eine präzise und umfassende Bewertung Ihres Unternehmens vorzunehmen und den Goodwill zu steigern. Kontaktieren Sie uns, um weitere Informationen zu erhalten und Ihre spezifischen Anforderungen zu besprechen.

Lassen Sie sich unverbindlich beraten, wie Sie den Wert Ihres Unternehmens für den Verkauf optimal positionieren – vereinbaren Sie jetzt einen Ersttermin mit uns.

Weitere Informationen zum Autor:

Christian Winter
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